Profil
Spätestens seit den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts befindet sich die Philosophie in einer tiefgreifenden Krise. In ihrer klassischen („metaphysischen“) Form hat sie die Fähigkeit, sich als grundlegendes Wissen der Epoche auszuprägen, verloren und wird von den aus ihr entstandenen Wissenschaften als Leitwissen abgelöst. Seither verfolgt die Philosophie im wesentlichen zwei Wege: zum einen den Weg der historischen Verwaltung der Überlieferung, aus welcher einzelne Stücke für das Aktuelle begleitende Erkenntnisformen bezogen und funktional adaptiert werden (z.B. spezielle Ethiken und wissenschaftstheoretische Ansätze); zum anderen den Weg der Erkundung eines neuen (nicht mehr metaphysischen) Denkstils in der radikalen Befragung der Gegenwart, die auch eine produktive Auseinandersetzung mit der philosophischen Tradition, mit der modernen Wissenschaft und mit der Kunst nötig macht.
Hinsichtlich dieser möglichen Entwicklungen der Philosophie verfolgt das Institut die Perspektive der Erforschung einer grundlegenden Erneuerung des philosophischen Denkens in der Auseinandersetzung mit den Grundzügen der Gegenwart. Diese durch die phänomenologische Philosophie eröffnete Perspektive impliziert die Notwendigkeit eines neuen und tiefgehenden Dialogs mit anderen, die Gegenwart prägenden Wissensformen und -traditionen. Demgemäß ergeben sich für das Institut folgende thematische Schwerpunkte:
a) der Dialog sowohl mit der klassischen als auch mit anderen philosophischen Traditionen (z.B. der so genannten analytischen Philosophie angelsächsischer Prägung);
b) der Dialog mit den Wissenschaften, insbesondere mit den Leitwissenschaften der Gegenwart (mathematische und theoretische Physik, Mathematik, Lebens- und Neurowissenschaften, angewandte Wissenschaften u. a.);
c) der Dialog mit der Kunst;
d) der Dialog mit außereuropäischen Denktraditionen;
e) die Weiterentwicklung des phänomenologischen Denkens.
Die gesamte Tätigkeit des Instituts ist geprägt durch eine besondere Aufmerksamkeit auf die Dimension der Sprache und des Dialogs zwischen den Sprachen (Übersetzung) als wesentliches Element der geistigen Überlieferung.
Das Institut führt als philosophisches Kompetenzzentrum in den genannten Bereichen in Eigeninitiative oder mit anderen, regionalen und internationalen Partnern Forschungsprojekte durch und veranstaltet wissenschaftliche Tagungen, Studienbegegnungen sowie Seminare für den wissenschaftlichen Nachwuchs. Es bietet Lehrveranstaltungen und Lehrgänge in Zusammenarbeit mit italienischen und ausländischen Universitäten an.
Das Institut strebt die Veröffentlichung der erzielten Forschungsergebnisse an. Bereits bestehende Veröffentlichungskanäle sind die Reihe „Acta Maiensia“ sowie die Online-Zeitschrift „eudia. Jahrbuch für Philosophie, Dichtung und Kunst“.